Einblicke... „OLD SCHOOL - Neues Lernen Vol. 3“

im Rahmen der Veranstaltungsreihe „OLD SCHOOL – Neues Lernen Vol.3“ gestaltete das Reallabor STADT-RAUM-BILDUNG am 28. September eine Abendveranstaltung an der SRH Hochschule in Heidelberg zum Thema ‘Schulbau der Zukunft’. Nach der erfolgreichen Veranstaltung im vergangenen März, lag der Fokus dieses Mal auf innovativer Pädagogik im Bestand versus Neubau sowie die Gestaltung von Lernräumen im Zusammenspiel von Pädagogik, Architektur und Stadtplanung.

Das Projekt betrachtet Schulbau als wichtige Planungsaufgabe und da viele Kommunen und Schulen bedingt durch den Wandel, der in der Pädagogik stattfindet, und den damit zusammenhängenden Konsequenzen vor großen Herausforderungen stehen, ist es ein wesentliches Ziel an diesem Abend gewesen, Wissenschaft und Praxis im Rahmen dieser Veranstaltung zusammen zu bringen. Dass dies erfolgreich gelang, zeigte wieder mal das positive Feedback der Teilnehmer und brachten auch die angeregten Diskussionen, die zum Ende entstanden zum Ausdruck.

Drei Referenten bestritten mit Vorträgen den ersten Teil des Abends, so dass die Gäste Einblicke erhielten in zwei Schulen mit innovativen pädagogischen und räumlichen Konzepten und die Tätigkeit eines in der Schulbauberatung tätigen Architekten.

Fotograf: Konrad Zerbe

Frau Unger, Christliche Schule im Hegau

Frau Siglinde Unger, Schulleiterin und Gründerin der Christlichen Schule im Hegau, Gemeinschaftsschule in privater Trägerschaft berichtete von Ihren Erfahrungen als Starterschule der 1.Tranche in Baden-Württemberg. Eine wahre Odyssee hat die Schulgemeinschaft hinter sich, von der Anmietung von Räumlichkeiten in den Nebenräumen einer Turnhalle, über eine temporäre Lösung in Containern zu einem schönen, den Lernanforderungen entsprechend gestalteten Neubau, der in seiner ästhetischen Gestaltung die Grundidee des inhaltlichen Konzeptes zum Ausdruck bringt. So konnten aus der Phase der Improvisation in der „Container-Schule“ Lernsettings erprobt, aus der temporären Situation das Konzept für die zukünftigen Lernateliers entwickelt werden und Erfahrungen in die Planung des Neubaus einfließen: Lernlandschaften mit Schülerarbeitsplätzen und Gruppenräumen für Inputs und Individualisierung, entwickelten sich zu einer für die Schulgemeinschaft geeigneten Form. 2015 erfolgte dann der Umzug in den Neubau. Ein spürbarer Gewinn sei es laut Frau Unger, dass alle in der Christlichen Schule „unter einem Dach“ sind, bedeutet Kita und die Jahrgänge 1-10 sind in einem Gebäude vereint. Ein wesentliches Ziel der Konzeption des Schulbaus war es, einen Ort zu schaffen, an dem sich alle Beteiligten gerne aufhalten und zusammenkommen. Dass Schule sich weg bewegt von dem Status einer Pflichteinrichtung und zu einem Ort entwickelt „an dem sich Schüler und Mitarbeiter zu Hause fühlen und gerne ihrer Berufung nachgehen“.

Der Schulleitung ist es ein Anliegen, auf der Basis eines christlichen Menschenbildes innerhalb der Schulgemeinschaft „wertschätzende Beziehungen“ zu entwickeln und „Bildung zu gestalten, am Puls der Zeit“. Der gelungene Versuch, Letzteres in einem Schulbau umzusetzen, wird an der Konzeption und Organisation des Neubaus ablesbar: eine Bühne, ein Restaurant und eine offene Cafeteria im Eingangsbereich sind neben den Lernlandschaften und der Kita integriert und erfüllen die wertvolle Aufgabe als Räume der Begegnung, in einer sich deutlich zum Quartier öffnenden Schule.

Ihre wichtigste Botschaft, die sie klar formulierte und die sicher alle Teilnehmer aus der Veranstaltung mitgenommen haben, war der einprägsame Satz „Schule muss ein wunderschöner Ort sein“.

Herr König-Kurowski, Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe

Als zweites stellte Herr Dominik König-Kurowski, stellvertretender Schulleiter der Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe, die „Schule im Park“ vor. Er initiierte und leitet ein e-learning-Konzept, das als bestes in Deutschland ausgezeichnet wird. Zudem ist er ist maßgeblich für den pädagogischen Masterplan verantwortlich, wodurch die Schule ihre Auszeichnung zur ersten Smart-School“ Baden-Württemberg 2017 erhalten hat.

Er begann seinen Vortrag mit dem Leitsatz „GEMEINSAM BESSER-BESSER GEMEINSAM“ und erläuterte diesen in seinen weiteren Ausführungen. 2012 wurde ein visionärer Masterplan entwickelt, denn die Schulgemeinschaft konstatierte „Schule muss sich verändern“. Teil dieses Planes sind die Säulen des Schulprofils, von denen die „Bedeutung des Grüns für die Schule“, „Das Medienprofil“ und das in der Schule neu eingeführte Fach „Leben“. Herr König-Kurowski schilderte die alltägliche Realität, mit der die Schule konfrontiert ist und formulierte sehr schön, wie man versuche „vom Nebeneinander zum Miteinander“ zu kommen.

 

Säulen des Schulprofils:

  • Bedeutung des Grüns für die Schule
  • Individuelles Lernen
  • Das Medienprofil
  • Der Ganztag
  • Das Fach „Leben“
  • Beteiligung

Herr Hausmann, Schulbauplaner

Prof. Frank Hausmann von Hausmann Architekten Aachen, welcher sich bereits seit einigen Jahren mit der Beratung und Planung von Schulbauten beschäftigt, stellte als dritter Referent die Schnittstelle dar zwischen den beiden vorausgegangenen Rednern und vorgestellten Schulen.

Er zeigte Beispiele der von ihm ausgeführten Schulen, deren Prozess er begleitend plante und die er größten Teils auch baulich ausführte. Anhand derer stellte er dar, wie die Bedürfnisse einer Schule identifiziert und dann in einen Plan umgesetzt werden können und wie es gelingen kann Bestandsschulen ihren tatsächlichen Bedürfnissen anzupassen. Bereits die Tatsache, dass Schüler wie Lehrer mehr Zeit an Schulen verbringen, bedingt durch die Einführung des Ganztagsbetriebs, bringt große Konsequenzen für die Konzeption eines Schulbaus mit sich und mehr noch für eine Schule im Bestand. Beschrieben wurde, welche Faktoren zum Gelingen des Planungsprozesses beitragen und warum er persönlich an so manche Schulen gerne wieder zurückkehrt und Entwicklung sowie „In-Gebrauch-Nahme“ des Gebäudes beobachtet.

Architektur und Schulkonzeption- eine Symbiose?“

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden nun die Teilnehmer miteinbezogen in die Diskussion „Architektur und Schulkonzeption- eine Symbiose?“ die in Form einer „Fishbowl“ stattfand. Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Bereichen von Schulbauberater, über Vertreter aus der kommunalen Verwaltung und Pädagogen meldeten sich zu Wort, setzten sich mit in den Kreis der Referenten und es wurde deutlich, wie alle mit ähnlichen oder gar denselben Themen umgehen: Flächen und Raumprogramm von Schulen, Brandschutz in Bildungsbauten, die Öffnung der Schule, Thematik offener oder geschlossener Schulhof und einige mehr. Es gab eine rege Teilnahme und man wollte gar nicht zum Ende kommen. So wurden die Gespräche in kleinen Gruppen bei einem Wein fortgesetzt und der Abend ausklingen gelassen.

Im Rückblick können wir sagen, ein sehr gelungener Abend! Der Dank gilt unseren Referenten für die tollen Vorträge sowie unseren Gästen für die rege Beteiligung und Diskussionsfreude.

 

Wir freuen uns schon auf die nächsten Veranstaltungen mit Ihnen.