Planungsprozesse von Schulen – neue Wege für neues Lernen

Zum Symposium „Planungsprozesse von Schulen – neue Wege für neues Lernen“ fanden sich am 01.Dezember 2017 ungefähr 90 Personen im Bürgerzentrum Stuttgart West ein. Zu Anfang gaben fünf Expert*innen aus dem Bereich der Schulbauberatung im Rahmen von Impulsvorträgen Einblicke in ihre Erfahrungen mit Planungsprozessen von Schulen. Mit drei der Referent*innen waren auch Vertreter*innen aus Österreich anwesend. Und so wurden im Sinne von „Über den Tellerrand schauen und voneinander lernen“ Erfahrungen aus dem benachbarten deutschsprachigen Ausland dargestellt und ausgetauscht. Im Anschluss brachten die Besucher*innen im Rahmen eines Worldcafés ihre eigenen Erfahrungen, Ideen und offenen Fragen ein und stellten sie zur Diskussion.

>>> Programm der Veranstaltung

Höchst spannend die Darstellung der vier unterschiedlichen Herangehensweisen der Referent*innen: Ursula Spannberger und Franz Ryznar aus Salzburg/ Wien stellten ihre Methode der RAUM.WERTE – messbare Indikatoren vor, über die alltägliche Nutzer und Fachplaner auf gleicher Augenhöhe miteinander ins Gespräch kommen können. Daran anschließend erläuterte Prof. Dr. Susanne Hofmann aus Berlin anschaulich die Arbeitsweise ihres Büros Die Baupiloten. Diese stellt eine Projektgruppe aus Bauherren, Nutzern und Architekten in den Mittelpunkt, die sich in verschiedenen Phasen zunächst kennenlernen, gemeinsam Visionen entwickeln, diese weiterdenken und dann konkretisieren. Assoz. Prof. PhD Michael Zinner von der Kunstuniversität Linz plädierte in seinem Vortrag für eine offene Partizipation, – nicht nur in der Leistungsphase Null, sondern während aller Leistungsphasen – die nur dann funktioniere, wenn transparente, wirksame Prozesse deren Grundlage bilden. Als ergänzende Perspektive zu diesem Thema erklärte Barbara Pampe stellvertretend für die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft anhand eines von der Stiftung ausgeschriebenen Pilotprojektes, wie wichtig außerdem die Atmosphäre zwischen allen Beteiligten während einer Phase Null sei. Denn besonders die Teamarbeit zwischen Architekten und Pädagogen fördere ihrer Erfahrung nach eine innovative Entwicklung einer Schule.

Nachmittags tauschten sich die Teilnehmer*innen im Worldcafé über ihre eigenen Erfahrungen, Ideen und offenen Fragen aus. In kleineren Runden mit einem der Referent*innen als Moderator*in diskutierten sie Fragen zu Methoden, Schwierigkeiten und Zielen in Planungs- und Beteiligungsprozessen. Hierbei war die Mischung von Teilnehmer*innen aus verschiedenen Fachdisziplinen, die an den sieben Tischen im Worldcafé verschiedentlich zusammenkamen – wie Franz Ryznar anmerkte – sehr befruchtend: Akteur*innen aus der Zivilgesellschaft, aus Ämtern, Planer*innen, Nutzer*innen und Vertreter*innen aus Schulgemeinschaften und Kommunen. Dies zeigte sich an den regen Unterhaltungen sowie an den vielfältigen Erkenntnissen und Fragen, die die Tischmoderator*innen am Ende zusammenfassend vorstellten: „Für Schulentwicklung sollte in der Ausbildung ein Bewusstsein gebildet werden“ – Wäre die Entwicklung übergeordneter Leitlinien für eine Schulentwicklungsplanung für jede Kommune denkbar? – „Beteiligung ist nicht gleich Mitbestimmung“ – „Ein Querdenken ist notwendig“ und mehr….

Prof. Dr. Astrid Ley fasste zum Abschluss die wesentlichen Punkte des Tages zusammen und bezeichnete den Tag als ein eindringliches Plädoyer für die sogenannte „Phase Null“. (Unter Phase Null wird der Zeitraum vor den klassischen Planungsphasen 1-9 der HOAI verstanden, der dazu dienen soll, zusammen mit den Nutzern eines Gebäudes deren Bedürfnisse und die sich daraus ergebenden quantitativen und qualitativen Raumbedarfe zu ermitteln.) Das Symposium ist Bestandteil des Labors III – „Innovative Planungsverfahren im Schulbau“, welches als integraler Bestandteil des Reallabors an der Betrachtung von Schulbauten teilnimmt: Im Rahmen einer Feldforschung wird mit vorbildhaften Schulen kooperiert und werden Fallstudien in Form von Schulbetrachtungen durchgeführt. Der Schwerpunkt bei Labor III, bearbeitet von Mandana Alimardani und Christian Schmutz, liegt in diesem Zusammenhang auf dem Planungsprozess der Schulen und der Untersuchung von gegebenenfalls vorangegangenen Verfahren. Ziel ist es, zur Entwicklung von Handlungsempfehlungen für die Neugestaltung von partizipativen Planungsprozessen beim Schul(um)bau beizutragen.